Die Werke von Abram Wilhelm sind Ausdruck einer rohen Kreativität mit der starken visuellen Präsenz von klassischer Art Brut. Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit mit dem Museum MuSeele in Göppingen.
Abram Wilhelm wurde 1944 in Amsterdam geboren, wuchs in großer Armut in den Niederlanden auf und durchlebte zahlreiche persönliche Krisen. Die Kindheit ist geprägt durch Hunger, harte körperliche Arbeit und der Erfahrung von sexuellem Missbrauch. Mit 21 Jahren kam er nach Deutschland, gründete eine Familie. Seine Frau begeht 1981 Selbstmord, 16 Jahre später nimmt sich auch sein Sohn das Leben.
In seiner Kunst hat Abram Wilhelm eine Krisenbewältigung gefunden. Das erfahrene Leid und die extremen Erfahrungen spiegeln sich in den intensiven bildnerischen Arbeiten des Outsider Künstlers. Er arbeitetet in vielen Medien und mit einer Fülle von Materialien, erschafft Malereien, Zeichnungen, Kollagen und Skulpturen, für die er teilweise gefundene Objekte verwendet und bearbeitet, z.B. Teile eines Holzbettes oder Zigarrenkisten. Seine Schöpfungen, die der Künstler zumeist völlig nackt malt, erinnern an Hieronymus Bosch. Schwerelose Gestalten, wie die „Insektenhexe“ oder die „Krakenfrau“, gleiten durch Farb-Räume, in denen man auch religiöse oder mythische Bezüge finden kann. Gezeigt werden Körperöffnungen, austretende Körperflüssigkeiten, Exkremente. Als Betrachter spürt man instinktiv, dass Wilhelm nicht auf gekünstelte Provokationen setzt. Er bezieht sich thematisch „auf die Sexualität, aber auch auf die Wut“, jedoch nicht um zu schockieren oder einen effekthascherischen Ekel hervorzurufen. In einer wild-leuchtenden Farbpalette erschafft er die Werke in erster Linie für sich selbst, füllt mit ihnen jede Ecke seines Hauses. Für den Besucher sind sie eine Einladung, die besondere Wahrnehmung eines Künstlers nachzuempfinden, der es geschafft hat, das große erlebte Leid seines Lebens in ein ausdrucksstarkes künstlerisches Oeuvre zu verwandeln, das keine Tabus und keine Grenzen kennt. Nach seinem bewegten Leben vertraut Abram Wilhelm auf seinen Wahlspruch: „Wer seiner Seele folgt, den erwarten große Begegnungen.“