Melanie Woste

Die in Lippstadt lebende Aktion-Kunst-Preisträgerin und Mitglied der Künstlergruppe DAS ROTE ZEBRA widmet sich, in ihrer ersten Einzelausstellung in Berlin, technischen Gebrauchsgegenständen und Interieurs der 1970er Jahre. Die Karton-Objekte der Künstlerin werden ergänzt durch Kollagen aus Zeitungspapier, wie z. B. einem Kassettenrecorder, den sie durch Schichtungen von kleinsten Buchstabenschnippseln mit bestechender Detailliertheit kreiert und Zeichnungen/Malerei, z. B. von einer kleinen Serie von alten Fotoapparaten, die sie in bestechend-eleganter Genauigkeit in Aquarell und Tinte umgesetzt hat.

Ausgediente Ton- und Kommunikationsträger wie Fernseher, Radios oder Plattenspieler bildet Melanie Woste in ihren nostalgisch anmutenden Arbeiten im Maßstab 1:1 nach und verwendet hierzu nichts anderes als ebenfalls ausgedientes Verpackungsmaterial: alten Pappkarton. Eine Transformation, die sie mit einer unglaublichen Akribie und Präzision vollzieht.

Die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen übersetzt sie sorgfältig Detail für Detail in ein einziges, variantenreich eingesetztes Material – geschnitten, gerissen, glatt, geprägt, gewebt. Die Objekte verharren in ihrer fragilen Perfektion in stummer Funktionslosigkeit, sind stille Zeugen, und fast schon Denkmäler einer Epoche des technischen vor-digitalen Alltagskonsums. Das sehnsüchtig-verklärende Abtauchen schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft und erzeugt so ein Gefühl der Identität und Selbstkontinuität.

Im Frühjahr 2014 erhielt Melanie Woste ein Stipendium der Aktion-Kunst-Stiftung und besucht seither das „Offene Atelier Kirchner“ in Soest. Zudem nimmt sie an allen Sommerakademien teil, die seit 2014 jährlich der Aktion-Kunst-Stiftung durchgeführt werden. 2015 gewann sie den Publikumspreis des alle drei Jahre ausgeschriebenen Aktion-Kunst-Preises.