Günter Neupel

Zwischen Zeichnung und Malerei, zwischen Märchen und Mythos hat Günter Neupel eine eigene Formensprache entwickelt. Seine Werke erzählen Geschichten, die aus einer anderen Welt zu stammen und wie aus der Zeit gefallen scheinen.

Die dichten Arbeiten sind bevölkert von einer Vielzahl von Figuren. Den Bildern scheint eine Ordnung zugrunde zu liegen, die dem Dargestellten eine gewisse narrative Struktur verleiht: Neupel gruppiert die Figuren in Reihen untereinander an, teilt das Bild in mehrere rechteckige Bildflächen oder baut sie konzentrisch in Mandala-artigen Formen auf. Oft findet man, in wiederkehrender Motivik, Tiere, z. B. Vögel, Löwen, Fische oder Hirsche, die wie kleine Gottheiten mit einer symbolischen Bedeutung verknüpft zu sein scheinen. Wir sehen gekrönte Figuren, vermutlich Könige und Narren oder immer wieder eine Figur mit Vogelkopf, die an Horus-Darstellungen aus der Altägyptischen Kunst erinnert. Die mit Plakafarben kolorierten Figuren sind meist mit Finelinern konturiert, was den Bildern durchgehend eine Flächigkeit verleiht. Gleichzeitig wirken sie außergewöhnlich lebendig, voll von geheimer Bedeutung, und wie beseelt von einer vibrierenden Energie, die jede Ecke des Bildes erfasst. Unterstützt wird dieser Effekt durch eine in den Bildern verwendete dynamische Ornamentik aus verschiedenen Elementen wie Luftströmen, Wellen, Sternen oder verschiedenen geometrischen Formen. Aufschluss über die verschlüsselten Botschaften können die Titel geben. Neben dem „Lied an die Erde“, „Das leise Zittern vor Ostern“ oder „Im Rausch der Tage“ nennt Neupel seine Werke „Körperliches wird Traum“ oder „Tanz der Derwische“. Die Darstellungen entfalten eine fesselnde Wirkung, in der die Grenzen der Wahrnehmung verwischen. Taucht man ein in das Werk dieses Künstlers fühlt man sich, als hätte man einen lange verborgenen Schatz entdeckt, der den Betrachter einlädt, mit uraltem Wissen die ewigen Fragen des Lebens zu entschlüsseln.

Für Günter Neupel (geb. 1958 in München) bedeutet das Zeichnen und Malen oft ein Gebet, eine Meditation, eine Methode, Stille zu erfahren. 1982, bei einem Aufenthalt im Max- Plank- Institut für Psychiatrie, begann er zu malen und gelangt nach verschiedenen Phasen des künstlerischen Schaffens zur heutigen Form seiner Darstellung. Er ist mehrfacher erster Preisträger und Sonderpreisträger 2018 des Kunstförderpreises SEELENART. Er hat sich an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen beteiligt.