Henrik Zoltan Dören

(geb. 1980 in Aachen) widmet sich als Outsider Artist seit 2005 der Malerei.

Da sein Hauptinteresse schon immer auf Kunst, Religion und das Reich der menschlichen Fantasie als solches gerichtet war, dominieren deren Inhalte auch seine Bilder.

Er übersetzt seinen eigenen Blick auf die Welt in ein dichtes Feld aus Farben, Zeichen, Symbole und Schrift, das seine oft pulsierenden Arbeiten definiert. Der Raum der Bilder bleibt unbestimmt. Durch die Freisetzung der Farben, Figuren, linearen Zeichen und Buchstabenreihen bildet sich ein bewegliches Netzwerk. Seine Bildwelt ist durch Zahlenmystik, übernatürliche Zeichen-Sprache und zur gleichen Zeit seiner naiven malerischen Präsenz geprägt.

www.henrik-zoltan-doeren.com

Betty Feix

Betty Feix, geboren 1990 in Berlin, ist Malerin und Schriftstellerin. Sie arbeitet seit Februar 2009 in einer Künstlergruppe im Atelier Blumenfisch.

Täglich schreibt und zeichnet sie ihre Geschichten, malt  auch Acrylbildern oder radiert in Kaltnadeltechnik.

Ihre Kunst handelt von ihren Träumen, in deren Mitte sich die Künstlerin häufig selbst hinein schreibt oder malt, von Hochzeiten, Reisen in die Südsee oder von skurrilen Begegnungen ihrer Protagonisten mit einer Wellensittich-Polizei oder Marienkäfern.

Der künstlerische Weg auf die Leinwand hatte mehrere Stationen: Ursprünglich brachte Betty Feix die Abenteuer ihrer Figuren in Kriminal- und Abenteuerromanen zu Papier. Ihre Bücher illustrierte sie über mehrere Jahre in seriellen Bild-Motiven im Stil naiver Art-Brut-Zeichnungen mit Bleistift, Kugelschreiber und Farbstift. Es entstanden mehrere dutzend „sehr persönliche Künstlerbücher, die von den wesentlichen Dingen des Lebens berichten: Liebe, Enttäuschung, Verlust“ (Berliner Morgenpost). Diese Geschichten sind manchmal auch inspiriert von Fernsehfilmen und Zeitschriften.

Vor einigen Jahren begann Betty Feix die Illustrationen und narrativen Passagen ihrer Bücher auf Leinwand zu übertragen. Seitdem entsteht eine einzigartige Bilderwelt in großen und kleineren Formaten. Charakteristisch bei den Leinwandarbeiten ist fast immer ein leuchtend blauer Hintergrund auf dem die Künstlerin ihre Protagonisten in Szene setzt.

Durch die Verbindung von Bild und Erzählung entsteht eine Welt voller mitreißender Dynamik, voll leuchtender Farben, Freude und Reichtum. Die klaren und kraftvollen Bildkompositionen wirken mitreißend durch ansteckenden optimistischen Charme.

Michael Golz

Angesichts von Michael Golz‘ Zeichnungen zu seinem fiktiven „Athosland“ wird sich mancher daran erinnern, in seiner Kindheit ebenfalls alternative Realitäten erfunden zu haben. Jungen spielen zum Beispiel, Ritter, Cowboys oder Gangster zu sein, im Boot zu fahren, im Flugzeug zu fliegen, in einer Höhle oder auf einer Burg zu leben. Ihr Zimmer wird zum Meer oder zur Prärie, das Bett zum Gebäude, die zusammengestellten Stühle zum Fahrzeug. Dabei geht es zumeist um das Bewältigen schwieriger oder gefährlicher Situationen, ist die Pointe das Bekräftigen eigener Macht und Stärke.
Diese Erinnerung mag uns ein Stück weit an die Phantasiewelt von Michael Golz heranführen, die er seit seinem achten Lebensjahr weiter und weiter ausgestaltet. Sie macht uns aber auch das Besondere daran deutlich, das sich schon äußerlich in der zeitlichen und räumlichen Ausdehnung zeigt. Nicht nur hält der 1957 geborene Künstler bis heute an der Idee eines Parallel-Landes fest, er konkretisiert sie in einer stetig wachsenden Zahl von Zeichnungen, zum einen fiktiven Landkarten, die mittlerweile zusammengelegt eine Fläche von ca. 20 x 20 Metern füllen, zum anderen vielfältigen An- und Aufsichten imaginärer Landschaften, Orte und Städte.
Was vor allem fasziniert an diesem stückweisen Erobern einer Phantasiewelt, ist die Präzision im Sichtbarmachen. Man staunt über den Aufwand für diese künstlerische Überzeugungsarbeit. Golz‘ Zeichnungen bieten uns ein ebenso detailliertes Erfassen von Straßen-, Fluss- und Schienenverläufen aus Sicht eines Kartographen wie ein sorgfältiges Abtasten von Landschaftsformationen und Architektur aus der Vogelperspektive. Wenn letzteres gleichwohl nur bedingt den Anspruch von Ansichtskarten fiktiver Realität erfüllt, so liegt das daran, dass Golz statt impressionistisch Licht- und Schattenwerte zu erfassen seine Welt aus Linien aufbaut und dann die Zwischenräume einheitlich koloriert. Das erinnert sicherlich nicht von ungefähr an Comic-Strips. Das Frühwerk des Künstlers, gewissenhaft in Ordnern abgeheftet, ist durchsetzt von Bildgeschichten mit Sprechblasen und Kommentaren.
Tatsächlich spielt das Erzählerische auch heute noch für Golz eine große Rolle. Seine Bilder stecken voller Ereignisse, die er Interessierten wortreich zu erläutern weiß. Handelnde sind dabei nicht nur reale und fiktive Menschen, sondern auch Phantasiewesen, wie „Ängstlichzähne“, „Ifichen“ und „Brucktiere“, deren reduzierte Form oft keine vollständige Ausstattung mit Sinnesorganen erlaubt. Beim neugierigen Erkundigen nach Herkunft, Bedeutung und Charakter dieser meist eher liebenswert geschilderten Monstren kommt die Geduld des Künstlers allerdings schnell an ihr Ende – als sei ihm unverständlich, dass man so wenig Erfahrung mit Athosland mitbringe.
Das lenkt auf die besondere Beziehung, die Golz zu seiner Phantasiewelt hat. Unverkennbar bewegt sich der Künstler in ihr mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie in der mit uns im Hier und Jetzt geteilten Realität. Während wir im Betrachten dieser erstaunlichen Einblicke in eine fiktive Wirklichkeit noch eine gewisse Übersetzungsleistung erbringen müssen, so nah an Darstellungen von Vertrautem die Zeichnungen auch sind, kann der Künstler mühelos von einer Ebene in die andere wechseln, geradezu: auf der einen wie der anderen leben. Das unterscheidet seine Kunst von oberflächlich ähnlichen Schöpfungen einer Gegenwelt, wie sie etwa „Alice in Wonderland“ oder „Lord of the Rings“ bieten. Dort wird konzeptuell unserer
Wirklichkeit in moralisierender oder bloß unterhaltender Absicht ein Zerrspiegel vorgehalten. Golz „Athosland“ aber ist eine existentielle, für sein subjektives Leben wichtige Gegenrealität, in vielem täuschend ähnlich zur Wirklichkeit der anderen, doch ständig neu selbstkreiert und deshalb weniger bedrohlich.

Thomas Röske, Leiter Sammlung Prinzhorn, Heidelberg

Inzwischen hat Michael Golz mehrere Preise gewonnen und hatte Ausstellungen in verschiedenen Ländern:
Euward 7 (1. Preisträger), Buchheim Museum, Bernried / Starnberger See, 2018
Athosland, Galerie Fabuloserie, Paris, 2017
Voyage dans le Pays D’Athos, Collection de L’Art Brut Lausanne, Schweiz, 2017
Reise ins Athosland, Kunstmuseum Thurgau, Schweiz, 2016

Josef Hofer

Seit November 1992 wohnt und arbeitet Josef Hofer im Wohnheim bzw. in der Tageswerkstätte der Lebenshilfe Oberösterreich in Ried im Innkreis.

Ab Anfang 1997 besucht Josef Hofer regelmäßig die von der Kunsthistorikerin Elisabeth Telsnig betreuten Malgruppe.

2003 wird er Mitglied der Collection de l’Art Brut in Lausanne.

Von nun an folgen zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

josefhofer.at

Torsten Holzapfel

geb. am 09.12.1965

Nach einer bis heute traumatisierenden Kindheit galt er in der Folge als „schwer erziehbar“. Er hat kognitive Defizite und wird in seiner Jugend durch seine Eltern in Psychiatrien einge-wiesen. In den 1980er Jahren erfolgte eine Ausbildung zum Anstreicher in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Seit 1990 ist er Mitglied im Ensemble des Theater Thikwa und hat dort an zahlreichen Pro-duktionen des Theaters mitgewirkt, zuletzt 2014 in „Subway to heaven“, einem autobiografi-schen Stück. (http://www.thikwa.de/repertoire/subway.html )

Darstellerisch und biografisch bekannt geworden ist er durch die Dokumentation „Verrückt bleiben, verliebt bleiben“ von Elfie Mikesch.
(http://elfi-mikesch.com/files/verruecktbleiben.html)

Seit 1998 ist er Mitglied in der thikwa / werkstatt für theater und kunst.
2012 und 2014 war er Preisträger beim Lothar Späth Förderpreis.
Torsten Holzapfel arbeite seit einigen Jahren an einer Reihe von großformatigen Arbeiten auf Leinwand. Die Mehrfarbendrucke mit großformatigen Linoleum-Druckplatten inspirierten den Künstler zu Darstellungen von Landkarten mit hinzugefügten, kleinformatig gezeichneten Häusern. Er kombiniert mit fotografischen Reproduktionen seines eigenen Körpers, Bilder. Weitere verwendete Techniken sind Malerei und Zeichnung (Schablonenmalerei, Bleistift-zeichnung, Trompe d’oeil), Collagen (mit Filmfotos, wie sie in Schaukästen zu finden waren. Inhaltlich geht es in den Kompositionen um die mehr und mehr stattfindende Wunschvorstellung Länder zu bereisen und die Welt zu erkunden.
Die ihm in den 1990er Jahren fast mortale Erkrankung konnte er hervorragend in der Thikwa-Werkstatt auffangen und sein traumatisiertes Leiden in seine künstlerische Tätigkeit lenken.

In den Bildhintergründen kommentiert Holzapfel in selbstironischen biografischen „Notizen“ seine Passionen, Marotten und Spleens: U-Bahn-Manie, Camouflage, (s)eine malerische handwerkliche Pingeligkeit aus seinen Berufsjahren als Anstreicher. Besonders fasziniert ist er von Städtebildern, die er aus der Draufsicht und mit sich selbst als ‚Überflieger‘ visualisiert. Planungen neuer, futuristischer Städte notiert er zeichnerisch in einer Vielzahl von Stadtplänen.

Holzapfel ist auch leidenschaftlicher Sänger von Liedern der Claire Waldoff und tritt regelmäßig mit der Drehorgel auf.

Frank Jacobowsky

geb. 09/02 1957

spezialisierte sich auf Sägearbeiten. Seit 2006 arbeitet er fast ausschließlich mit Holz, das er am auffälligsten nur mit einem speziell angefertigten Handbohrer behandelt. Im Laufe der Jahre hat sich Jacobowskys Umgang mit dem Holz zu einer faszinierenden Genauigkeit entwickelt. Kleinste Stücke werden durchbohrt, verklebt, bemalt und zu fantastischen Bildwelten verbunden, die ständig an Größe und Detailreichtum gewinnen. Beeindruckend ist auch Jacobowskys Themenspektrum. Bislang wurden viele Projekte wie Südafrika, Minigolf, Themenpark, Unterwasserwelt, Wildweststadt, Werkstatt und Flughafen realisiert.

Frank Jacobowsky ist Mitarbeiter im Atelier Blumenfisch.

Jutta Jentges

  geb. 1961 Erlangen

ist seit mehr als 30 Jahren fasziniert von der Perfektion des Unvollkommenen. Sie kreiert Collagen und Assemblagen aus Holz- und Metallresten, Kunststoff- und Papierschnipsel, Stoffe, Schrott und Glasscherben. Sie verbindet gefundene Objekte und Materialien und malt Figuren wie Engel, Heilige, Tiere und Narren darauf. Durch die Kombination von altem, weggeworfenem Schrott der Konsumgesellschaft mit ihrer neu angewandten Malerei entstehen einzigartige Werke.

Ihre Motive, gemalt mit einer vereinfachten, primären Symbolik, wirken wie aus einer anderen Welt. Für Jentges ist die Malerei zugleich eine religiöse Praxis und eine rigorose Auseinandersetzung mit sich selbst, die zwischen den Spannungen des Lebens gerissen ist. Ihre Arbeiten zeigen Menschen und transzendente Wesen zwischen Religion und Sexualität, zwischen Wildheit und Heiligkeit. Die Spiritualität der Bilder ist jedoch ständig durch die materielle Präsenz ihrer Installationen begründet, manchmal sogar durchbrochen. In dem Reichtum des von Jentges verwendeten Schrottes üben die Künstler eine besondere Faszination für Holzmaterialien aus. Sie integriert – vorsichtig und rücksichtslos zugleich – die schlichte Zerbrechlichkeit, Rauheit und Rohheit der alten Bretter mit all ihren Wunden und Löchern in ihre Assemblagen. Ihre Einzigartigkeit basiert auf genau dieser Vereinigung der gegensätzlichen Elemente im Werk von Jutta Jentges: der offen gezeigten zerbrechlichen Vergänglichkeit der verwendeten Materialien und der zeitlosen auratischen Schönheit ihres eigenwilligen, ikonischen Malstils.

Katinka Kaskeline

Die Berliner Künstlerin Katinka Kaskeline arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien und Techniken, die sie in ihren Werken zu etwas Neuem zusammenbringt. Sie zeichnet, malt und fertigt Collagen zu Themen, die sie in der Welt vorfindet und von denen sie ergriffen wird. Ihre feingliedrig und detailreich ausgearbeiteten Bildnisse von menschlichen Leibern, von Puppen und Fischen in ihrer präzisen Darstellung sind eine Einladung zum Erfassen von mitunter komplexen Zusammenhängen der Bilder, in die diese Motive eingebettet sind. Die besondere Intensität der dargestellten Subjekte – wie z.B. die Maden und Insekten auf einem Bett von dichten abstrahierten, gewundenen Körpern in „Scham“ oder die verwunschen-düsteren Bildwelten, die sie aus Tieren, Körpern und symbolträchtigen Objekten unter Verwendung von Farben, Ausschnitten aus eigenen Werken, Papier oder auch Naturmaterialien, wie zum Beispiel getrockneten Insekten collagiert – lassen in ihrer Ausdruckskraft zum Teil an Egon Schiele und Francis Bacon denken, oder erinnern an Elemente des Surrealismus. Die Künstlerin erschafft dabei eine ihr ganz eigene Ästhetik, die es ihr ermöglicht, jene Phänomenen, auf die Menschen ambivalent zwischen persönlicher Abwendung und faszinierendem Angezogensein reagieren, auf ihren eindringlichen Bildern darzustellen.

Achim Maaz

Die außergewöhnliche Geschichte eines Malers mit geistiger Behinderung, der ein Leben lang gegen alle Widerstände malte und erst kurz vor seinem plötzlichen Tod entdeckt wurde.

Komplexe, großflächige Kugelschreiber-Schraffuren, Bleistift-Zeichnungen, teilweise überdeckt von virtuoser Ölpastellmalerei – das Werk Achim Maaz‘ sucht in der Kunstwelt seinesgleichen. In den großformatigen Werken bildet der Rand des Zeichenpapiers eine markante Grenze. Die Figuren mit ihren gedrückten, halslosen Köpfen wirken oft wie in den Bildraum hineingepresst, wie eingeschlossen in die eigene Körperlichkeit. Erfahrungen von Eingegrenztheit und der Drang auszubrechen dominieren auf subtile und intensive Art die Stimmung der originären und intimen Bilder von Achim Maaz.

„Einige Motive wie Schlüsselbunde oder Menschen in beklemmend engen Räumen zeugen von seinem Wunsch auszubrechen – aus einem Alltag, der gezeichnet war von Fremdbestimmung und Eingesperrtsein“, erklärt Julia Krings, Co-Kuratorin und Dozentin für Kunstgeschichte an der Uni Bonn. „Mit seinen Bildern kommunizierte er, was er nicht sagen konnte.“

1955 in Bonn geboren, verbrachte Maaz einen Großteil seines Lebens in Institutionen. Weil er als fluchtgefährdet eingestuft wurde, galten für ihn besondere Sicherheitsvorgaben, die in besonderem Maße in seine Bewegungsfreiheit eingriffen. Als Künstler wurde er lange Zeit nicht anerkannt. Um überhaupt malen zu können, nahm Maaz Kugelschreiber und Kalenderblätter an sich, wann immer sich die Gelegenheit bot: in der Behindertenwerkstatt oder in seiner Wohneinheit.

Am 24. Juli 2014 ist Achim Maaz überraschend im Alter von 59 Jahren verstorben. „Umso mehr sollen seine Bilder von ihm und seiner Sicht auf die Welt erzählen“, sagt Robert Kötter. Maaz‘ Arbeiten eröffnen bizarre Blickwinkel, schwarze Stunden und entbehren  dennoch nicht einer eigensinnigen Zartheit.

Markus Meurer

Markus Meurer erschafft seine Kunst aus Draht und einem bunten Materialmix aus gefundenen Gegenständen und Verpackungsresten. Im hinteren Teil der Galerie ist eine Rauminstallation zu sehen. Sie besteht aus Collagen und einer Vielzahl kleinerer Werke, meist obskuren Insekten oder Mischwesen zwischen Tier und Fahrzeug. Ergänzt wird die Ausstellung durch einige ausgewählte teils menschengroße Figuren.

Die Kunst von Markus Meurer ist durch seine besondere Beziehung zu Natur und Technik geprägt. Im Gesamtwerk des Künstlers gibt es nichts Wertloses, sondern nur Materie. Im Reich der ihn umgebenden Gegenstände und Materialien kennt Meurer keine Hierarchie der Wertigkeit. Ein Kaugummipapier kann genauso bedeutsam sein wie eine Apfelkippe oder ein Knochenrest. Der Künstler erklärt, dass die Gegenstände zu ihm sprechen: Wenn er z.B. auf dem Weg durch die Stadt einen bestimmten Kronkorken auf dem Boden findet, spürt er sofort, dass er diesen zur Vollendung eines Werkes benötigt. Für Markus Meurer steht seine künstlerische Arbeit in einem größeren philosophischen Sinnzusammenhang. Er sieht sich selbst als ein Leidender, der die Gegenstände und die Welt um sich herum, Stück für Stück mit jedem neuen Kunstwerk, retten kann, da seine Objekte eine Schutz- bzw. kraftspendende Funktion haben. In Jahrzehnte langer Praxis hat der Künstler dabei einen unverkennbaren Stil und eine charakteristische Formensprache entwickelt. Das Werk von Markus Meurer ist reich an biographischen Bezügen und aufgeladenen mit geheimen Bedeutungen. Er lebt mit einer Vielzahl seiner Arbeiten und trennt sich nur ungerne von ihnen. In erfolgreichen Ausstellungen wurden sie in den letzten Jahren u.a. in Münster, Düsseldorf, Rotterdam und in der Halle Saint Pierre in Paris gezeigt. Im Museum Dr. Guislain in Gent,  wurde inzwischen ein eigener Raum in der Dauerausstellung für ihn eingerichtet.

Der in dörflicher Umgebung mit zahlreichen Geschwistern aufgewachsene Künstler lernte von seinem Vater (ebenfalls ein Outsider Künstler) seit Kindheitstagen den Umgang mit Werkzeugen und Draht. Nachdem der Vater bei einem Motorradunfall ein Bein verlor, lebte die Familie in Armut. In dieser Notsituation entwickelte Markus Meurer sein Talent, sich alle möglichen Materialien für bestimmte Zwecke nutzbar zu machen. Das Haus der Meurers wurde über die Jahre zum einem Gesamtkunstwerk, an dem zunächst vom Vater und später vom Sohn immer weiter gearbeitet wurde, dicht bevölkert von einer Vielzahl aus Miniaturmotorrädern und Figuren aus Holz und Stein. Die Gemeinde Monreal hatte kein Verständnis für diese naiv-naturalistische Kunst der Outsider und riss es schließlich ab.

Uwe Paulsen & Emiehl Päffel

Vita Uwe Paulsen

geboren am 12.Juni 1940 in Schleswig

ständig wechselnde Ausstellungen im Outsidermuseum, Schleswig
Arbeiten in der Artothek in Schleswig

2002 Galerie Messerschmidt, Flensburg
2003 evangelische Bildungsstätte, Neukirchen
2004 Der Helle Wahnsinn, prima center, Berlin
2005 Wer ist Outsider?Werist Insider? Landeshaus, Kiel
2005 Der Helle Wahnsinn, prima center, Berlin
2006 Wer ist Insider?Wer ist Outsider? Wagenhaus, Rendsburg
2007 Kunst-Tausch, der Werkhof, Kiel
2010 Royal-Tee, kielkind, Kiel
2012 Royal Tee, Galerie ART CRU Berlin
2012 Krönungkrönung, Museum für Outsiderkunst Schleswig
2016 Celebrities and Bottles, Galerie ART CRU Berlin
2016 Positions Art Fair Berlin
2018 Fantasie und Schneegestöber, Museum für Outsiderkunst Schleswig

 

 

Vita Emiehl Päffel

geboren am 12.Mai 1944 in Plorischen
Kreis Schacken, Litauen

ständig wechselnde Ausstellungen im Outsidermuseum, Schleswig
Arbeiten in der Artothek in Schleswig

2002 Galerie Messerschmidt, Flensburg
2003 evangelische Bildungsstätte, Neukirchen
2005 Wer ist Outsider?Wer ist Insider? Landeshaus, Kiel
2006 Wer ist Insider?Wer ist Outsider? Wagenhaus, Rendsburg
2007 Kunst-Tausch, der Werkhof, Kiel
2009-2010 Deutschland im Kasten, der Werkhof, Kiel
2009 EUCREA Design Wettbewerb, Hamburg, Köln, Berlin
2009 Deutschland-Tag, Hafencity Hamburg
2010 Deutschland im Kasten, Galerie Atelier II, Schloßinsel Rantzau,Barmstedt
2010 Royal-Tee, kielkind, Kiel
2012 Royal Tee, Galerie ART CRU Berlin
2012 Krönungkrönung, Museum für Outsiderkunst Schleswig
2016 Celebrities and Bottles, Galerie ART CRU Berlin
2016 Positions Art Fair Berlin
2018 Fantasie und Schneegestöber, Museum für Outsiderkunst Schleswig

Julian Stręk

Julian Stręk fertigte seit seiner Kindheit prägnante Schnitzereien und hinterließ ein umfangreiches Werk – zugleich kohärent und variativ. In der Ausstellung sind größere Ensembles, zusammengesetzt aus einer Vielzahl kleinteiliger, markant geschnitzter Einzel-Figuren zu sehen.

Hunderte von kleine Pflanzenspieße, Kreuze, Lanzen oder Schilder schnitzte Julian Stręk und stattete damit seine Figuren aus. In der Kombination mit diesen Objekten, und einer charakteristischen Bemalung mit Bodenlacken in bestimmten, wiederkehrenden Farb-Codes, lassen sich die Figuren z.B. als Priester, Soldaten, Engel oder Könige identifizieren. Ansonsten sind die, mit einem einfachen, selbst zurecht geschliffenen Taschenmesser bearbeiteten Figuren nur grob schemenhaft ausgestaltet. Sie blicken den Betrachter mit ihren, auf den ersten Blick emotionslos wirkenden, Augen an, die aus reduzierten schwarzen Punkten bestehen. Eine intensive Ausstrahlung kann sich besonders dann entwickeln, wenn Stręk durch geschickte Gruppierungen der einzelnen Figuren Szenen entstehen lässt, die an historische Riten und christliche Ikonographie erinnern: die Heiligen Drei Könige, die Kreuzigung Christi, wirkungsvoll arrangierte Beisetzungen. Auch die imposanten ca. 1,5m hohen Häuser, die mit einer Vielzahl von Figuren, und floralen oder gegenständlichen Ornamenten ausgeschmückt wurden, ähneln durch ihren symmetrischen Aufbau und ausklappbare Seitenflügel Altarretabeln, Schreinen oder Krippen. Bei Stręk jedoch weisen diese majestätischen Holz-Kompositionen weit über einen nur christlich geprägten Referenz-Rahmen hinaus: er begann seine Schnitzereien zur Zeit der Nazi-Okkupation Polens – in seinen Werken platzierte er Soldaten in grünen oder braunen Uniformen neben Geistliche, deren Bischofsstäbe wie selbstverständlich in direkter Nachbarschaft mit den Eisernen Kreuzen der Soldaten die Bildwelt des Künstlers prägen.

Julian Stręk (sprich Ssstrenk) wird am 08. September 1932 in Ostrow bei Ropczyce nordöstlich von Debica in Polen geboren und wuchs mit seiner Familie auf einem kleinen Bauernhof auf. Seine Schulbildung beginnt 1939, um mit der Okkupationszeit im selben Jahr bereits wieder zu enden – die Schule wird geschlossen. Seine Kindheit ist geprägt von Zwangsarbeiterlager und SS-Truppenübungsplatz in unmittelbarer Umgebung sowie schweren Kämpfen zu Kriegsende. Seine Arbeiten sind insbesondere durch diese frühen Kriegserlebnisse geprägt. Andere Einflüsse sind ein Kinderbuch des polnischen Historienmalers Jan Matejko über die polnischen Prinzen und Könige (es war das einzige im Haus) sowie christliche Symbolik.

Oskar Zaumseil

Oskar Zaumseil (geb. 1989, Greiz) lebt und arbeitet in Berlin.

Oskar Zaumseils Zeichnungen changieren zwischen abstrakten freischwebenden Kompositionen aus geometrischen Formen und Arbeiten mit reduziert ausgestalteten Figuren, die an Tiere oder Fantasie-Gestalten erinnern. In den letzten Jahren hat sich der Künstler vornehmlich auf das Arbeiten, mit dunkler Farbpallette konzentriert. Dominant sind das Grau des viel verwendeten Bleistifts und das Schwarz der Fasermaler und Buntstifte mit denen er seinen Werken, in unzähligen, dicht aufgetragenen Strichen, eine intensive schwarze Tiefe verleiht. Die Zeichnungen ergänzt Zaumseil durch das Verwenden verschiedener Drucktechniken, wie Lithographien, Radierungen oder Linolschnitte. Diese fertigt er in der Druckwerkstatt der Kunsthochschule Weißensee an, wo er seit mehreren Jahren als Gasthörer regelmäßig einen Atelierplatz nutzen kann.

Mit besonderem Einfallsreichtum erschafft Zaumseil Drachen, Spinnen, Hasen, Kraken, Aliens oder maskierten Personen, die durch seine raum- und zeitlosen Kompositionen schweben. Ihre Münder – die eine zentrale Rolle in den Werken zu spielen scheinen – sind oft mit spitzen Zähnen versehen, wodurch den eindringlich gezeichneten Gestalten eine ambivalente Dominanz verliehen wird. Die Figuren sprechen, ohne das Verwenden von Worten, in einer ganz eigenen bildnerischen Sprache. In einer seiner Arbeiten hat er Zeitungspapier verwendet, das ursprünglich nur eine Großaufnahme eines lächelnden Mundes zeigte. Auf diese roten Lippen hat Zaumseil per Linol-Druck eine Figur platziert, die sich durch ihre innere Gespanntheit und gestalterische Form kontrastreich vom Hintergrund abhebt.

Oskar Zaumseil ist Preisträger des Kunstpreises von KRATZER AUTOMATION im Jahr 2017.