Julian Stręk fertigte seit seiner Kindheit prägnante Schnitzereien und hinterließ ein umfangreiches Werk – zugleich kohärent und variativ. In der Ausstellung sind größere Ensembles, zusammengesetzt aus einer Vielzahl kleinteiliger, markant geschnitzter Einzel-Figuren zu sehen.
Hunderte von kleine Pflanzenspieße, Kreuze, Lanzen oder Schilder schnitzte Julian Stręk und stattete damit seine Figuren aus. In der Kombination mit diesen Objekten, und einer charakteristischen Bemalung mit Bodenlacken in bestimmten, wiederkehrenden Farb-Codes, lassen sich die Figuren z.B. als Priester, Soldaten, Engel oder Könige identifizieren. Ansonsten sind die, mit einem einfachen, selbst zurecht geschliffenen Taschenmesser bearbeiteten Figuren nur grob schemenhaft ausgestaltet. Sie blicken den Betrachter mit ihren, auf den ersten Blick emotionslos wirkenden, Augen an, die aus reduzierten schwarzen Punkten bestehen. Eine intensive Ausstrahlung kann sich besonders dann entwickeln, wenn Stręk durch geschickte Gruppierungen der einzelnen Figuren Szenen entstehen lässt, die an historische Riten und christliche Ikonographie erinnern: die Heiligen Drei Könige, die Kreuzigung Christi, wirkungsvoll arrangierte Beisetzungen. Auch die imposanten ca. 1,5m hohen Häuser, die mit einer Vielzahl von Figuren, und floralen oder gegenständlichen Ornamenten ausgeschmückt wurden, ähneln durch ihren symmetrischen Aufbau und ausklappbare Seitenflügel Altarretabeln, Schreinen oder Krippen. Bei Stręk jedoch weisen diese majestätischen Holz-Kompositionen weit über einen nur christlich geprägten Referenz-Rahmen hinaus: er begann seine Schnitzereien zur Zeit der Nazi-Okkupation Polens – in seinen Werken platzierte er Soldaten in grünen oder braunen Uniformen neben Geistliche, deren Bischofsstäbe wie selbstverständlich in direkter Nachbarschaft mit den Eisernen Kreuzen der Soldaten die Bildwelt des Künstlers prägen.
Julian Stręk (sprich Ssstrenk) wird am 08. September 1932 in Ostrow bei Ropczyce nordöstlich von Debica in Polen geboren und wuchs mit seiner Familie auf einem kleinen Bauernhof auf. Seine Schulbildung beginnt 1939, um mit der Okkupationszeit im selben Jahr bereits wieder zu enden – die Schule wird geschlossen. Seine Kindheit ist geprägt von Zwangsarbeiterlager und SS-Truppenübungsplatz in unmittelbarer Umgebung sowie schweren Kämpfen zu Kriegsende. Seine Arbeiten sind insbesondere durch diese frühen Kriegserlebnisse geprägt. Andere Einflüsse sind ein Kinderbuch des polnischen Historienmalers Jan Matejko über die polnischen Prinzen und Könige (es war das einzige im Haus) sowie christliche Symbolik.